Der Begriff „Echsenmenschen“ oder „Reptiloide“ bezeichnet ein populäres Motiv aus Verschwörungstheorien, das keinerlei wissenschaftliche Grundlage hat. Es handelt sich dabei um angeblich humanoide Wesen mit reptilienartigen Merkmalen, die in manchen Erzählungen als außerirdischen Ursprungs oder als uralte, unterirdisch lebende Spezies dargestellt werden. Die Grundidee ist, dass diese Wesen angeblich seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden im Geheimen die Geschicke der Menschheit lenken – vor allem durch die Infiltration von Regierungen, Medien oder Großkonzernen.
Ursprung der Vorstellung
Die moderne Version dieser Verschwörungstheorie geht maßgeblich auf David Icke zurück, einen britischen Autor und ehemaligen Sportreporter, der seit den 1990er-Jahren behauptet, dass eine außerirdische Rasse von reptiloiden Wesen – die er als Teil einer „babylonischen Bruderschaft“ bezeichnet – die Welt kontrolliere. Laut Icke sollen viele prominente Persönlichkeiten, darunter Mitglieder von Königshäusern, Politiker und Wirtschaftseliten, in Wirklichkeit Reptiloide sein oder von diesen kontrolliert werden. Diese Idee ist jedoch stark spekulativ, widersprüchlich und nicht durch belastbare Belege gestützt.
Psychologische und soziologische Einordnung
Aus psychologischer Sicht lässt sich die Attraktivität solcher Erzählungen unter anderem durch folgende Faktoren erklären:
• Need for cognitive closure: Menschen suchen nach einfachen Erklärungen für komplexe oder bedrohliche Ereignisse, insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit oder persönlicher Krisen (Kruglanski & Webster, 1996).
• Kontrollillusionen: Der Glaube an geheime Eliten oder versteckte Mächte kann paradoxerweise ein Gefühl von Kontrolle und Verständnis vermitteln – selbst wenn das Weltbild dadurch düsterer wird (Imhoff & Bruder, 2014).
• Soziale Identität: Anhänger solcher Theorien empfinden sich oft als Teil einer „erwachten“ oder „erleuchteten“ Minderheit, was soziale Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit stärken kann.
Gefahren und gesellschaftliche Auswirkungen
Solche Mythen sind nicht nur harmlos-absurd, sondern können reale Folgen haben, insbesondere wenn sie mit antisemitischen, antidemokratischen oder gewaltverherrlichenden Elementen verknüpft werden. Die Idee der „Echsenmenschen“ wurde in Teilen der QAnon-Bewegung sowie in rechtsextremen Kreisen aufgenommen und weiterverbreitet, teilweise als Chiffre für tatsächliche Personengruppen. Dies macht die ideologiekritische Auseinandersetzung umso wichtiger.
Wissenschaftliche Bewertung
In der Psychologie und den Sozialwissenschaften gilt die Vorstellung von Echsenmenschen als ein Beispiel für Verschwörungsmentalität – also die generelle Neigung, Ereignisse durch geheime Mächte zu erklären (Brotherton, 2015). Solche Denkmuster sind nicht pathologisch, können jedoch in extremen Formen mit paranoiden oder wahnhaften Vorstellungen einhergehen.
Fazit
Die Idee der Echsenmenschen ist ein popkulturelles und verschwörungstheoretisches Konstrukt, das psychologisch interessante Einblicke in kollektive Ängste, symbolische Deutungsmuster und soziale Identitätsprozesse bietet – aber keinerlei wissenschaftliche Evidenz besitzt. Eine kritische Auseinandersetzung hilft, verschwörungstheoretischem Denken vorzubeugen und gesellschaftliche Diskurse faktenbasiert zu gestalten.
Referenzen (APA-Stil)
Brotherton, R. (2015). Suspicious minds: Why we believe conspiracy theories. Bloomsbury Sigma.
Imhoff, R., & Bruder, M. (2014). Speaking (un-)truth to power: Conspiracy mentality as a generalised political attitude. European Journal of Personality, 28(1), 25–43.
Kruglanski, A. W., & Webster, D. M. (1996). Motivated closing of the mind: “Seizing” and “freezing”. Psychological Review, 103(2), 263–283.
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