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Es werden Posts vom August, 2025 angezeigt.

Das kollektive Unbewusste im Netz – Von Freud über Jung zur digitalen Erweiterung

Die psychoanalytische Tradition, wie sie von Sigmund Freud begründet und von Carl Gustav Jung weiterentwickelt wurde, kreist um den Kern menschlicher Subjektivität: das Unbewusste. Während Freud das Unbewusste vor allem als Speicher verdrängter Wünsche, Konflikte und Affekte begriff (Freud, 1915/2000), erweiterte Jung diese Perspektive um die Idee eines „kollektiven Unbewussten“. Dieses sollte nicht nur individuelle Erfahrungen enthalten, sondern universale, archetypische Muster, die allen Menschen gemeinsam sind (Jung, 1959/2014). Im 21. Jahrhundert stellt sich die Frage, ob und inwiefern diese Konzepte auf die digitale Vernetzung unserer Gegenwart übertragbar sind. Das Internet bildet zunehmend nicht nur einen Raum für Kommunikation und Information, sondern einen emergenten Speicher kollektiver Erfahrung. Durch Plattformen, soziale Medien und algorithmische Strukturen entstehen Muster kollektiver Bedeutungsproduktion, die Jungsche Archetypen in digitaler Form spiegeln: Memes als Ve...

Wird unser Denken durch die Nutzung von KI verkümmern? Eine psychologische Analyse

Die zunehmende Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in unseren Alltag hat nicht nur ökonomische und technologische Konsequenzen, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur kognitiven Entwicklung des Menschen auf. Während KI-Systeme menschliches Denken unterstützen und entlasten können, besteht zugleich die Befürchtung, dass unser Denken durch ihre Nutzung langfristig verkümmern könnte. Diese Sorge berührt zentrale psychologische Theorien zur Kognition, zum Lernen und zur Abhängigkeit von Werkzeugen. Aus kognitionspsychologischer Perspektive kann Denken als ein Prozess der Informationsverarbeitung verstanden werden, der auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösen und Urteilsbildung basiert (Anderson, 2010). Die Auslagerung dieser Funktionen an KI-Systeme birgt die Gefahr des „kognitiven Outsourcings“. Studien zum „Google-Effekt“ zeigen bereits, dass Menschen weniger Fakten im Gedächtnis behalten, wenn sie darauf vertrauen können, diese jederzeit online nachzuschlagen (Sparrow, Liu ...